Ein Moment, der Familie bedeutet
Am 24.12.2019 war es soweit: Unser großes Heiligabendessen am Mariahilfplatz fand wieder statt. Jedes Jahr kamen mehr Menschen. Wir waren auf alles gefasst und hofften das Beste. Jetzt mag man meinen, dass es sich ja nur um einen Abend von 2 Stunden handelt und das an einem Jahr gemessen nichts ist außer Taubendreck.
Wochen vorher haben wir, Andrea, Markus und ich, uns um alles gekümmert, was vorher zu erledigen war.
Eine Facebook-Gruppe wurde gegründet (Danke @Markus), wir haben Aufrufe gestartet: für Geschenke für Kids und Erwachsene, Lebensmittel- und Getränkespenden, für Helfer mit und ohne Auto, für Grafikarbeiten (@Danke Christiane), für Flyer-Koordinationstellen (Danke @Sally), für Pressearbeit (Danke @Sandra) u.v.m.
Gespräche wurden geführt, Spenden abgeholt, Anlieferungen organisiert, Papiere unterschrieben und hingefiebert. Denn obwohl wir es nun zum 5. Mal veranstalten haben wir wieder mit vielen Unsicherheiten zu tun:
- Wieviele Gäste werden wohl kommen? Anmeldungen sind gut, aber nicht zwingend notwendig. Das Ziel ist, niemanden an Heiligabend wegzuschicken.
- An welchen der 3 Säle werden sie kommen? Wie kriegen wir sie gleichmäßig verteilt?
- Wann werden sie kommen? Die ersten Gäste kommen erfahrungsgemäß bereits um 16.30 Uhr. Das verkürzt die Vorbereitungszeit.
- Haben wir genug Lebensmittel? Günes‘ türkische Gastfreundschaft was gleichzusetzen ist mit Sorge, dass die Gäste hungrig nach Hause gehen ist unlängst bekannt. Haben wir zuviel? Können unsere Anlieferer das gebrauchen? Danke @Iris und die Ehrenamtlichen am Nachbarschaftstreff Langbürgener Straße für eure Flexibiliät.
- Reichen die Geschenke für alle? Wieviele Kinder welchen Alters kommen? Reicht es für die Erwachsenen? Danke @Katholischer Männerfürsorgeverein e.V. und alle Corporate sowie privaten Spender
Wichtig ist uns hier: Nichts Neues kaufen, sondern gebraucht Neuwertiges verschenken. Neben der Freude des Beschenkten, gewinnt man selbst durch den Magic Cleaning Effekt etwas Leichtigkeit. - Wird es Zwischenfälle geben? Denn es kommen verschiedenen Menschengruppen zusammen, die sich in ihrem Alltag nicht begegnen. Wie reagieren sie aufeinander?
Voller Vorfreude stürzten wir uns in die Vorbereitungen.
Wie wir das bewältigen? Es ist eine Kombination aus:
- Der Vision, das beste Weihnachten für uns und unsere Gäste zu verwirklichen,
- das Vertrauen in all die talentierten Menschen, die helfen, einspringen, sich der Sache unterordnen und tun, was es braucht; nur so kann solch ein Event geschehen,
- Mut, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen,
- Flexibilität aller Beteiligten, die tun, was es braucht – und dabei nicht nur neue Talente entdecken sondern auch neue Freundschaften knüpfen,
- Struktur für all die wichtigen und scheinbar banalen Dinge, die mit Liebe erledigt werden müssen, um das beste Weihnachten zu erschaffen.
- Entscheidungsfreude, um spontan und zügig dafür zu sorgen, dass es weitergeht.
Da wir tolle Spender haben, konnten wir in diesem Jahr wieder am Nachmittag des 24.12. eine Lebensmittelabholung machen. Wir bauten im Garten des Herrgottsecks einen OpenAir Supermarkt for free auf, um gespendete Lebensmittel kostenfrei weiterzugeben, die wir nicht für das Abendessen benötigen.
Das Wetter hielt wunderbar – bis die ersten Abholer kamen. Es fing an zu nieseln und wurde sehr ungemütlich. Das machte unserer Laune und den Abholern aber nichts. Sie kamen mit Tüten und Kindern und ganz viel Lust auf volle Küchen, um zuhause mit Familie und Freunden ein wunderbar leckeres Essen zu genießen. Danke an die Helfer, die ununterbrochen alles hinstellten, schön drapierten und berieten, was wie zusammenpasst. Die Kinder bekamen parallel gespendete Geschenke, was die Laune auch hochhielt. ?
Nach nicht mal einer Stunde waren ALLE Lebensmittel verteilt. Und wir standen baff da, weil wir das nie für möglich gehalten hätten. Es waren soviele Lebensmittel, doch nun fanden sie alle Abnehmer. Wir freuten uns mega.
Ratzfatz waren alle Spuren des openair Supermarkts for free beseitigt und alle konnten sich wieder dem Heilgabendessen widmen, was in wenigen Stunden stattfinden sollte.
Vorher wurden noch die drei Paletten Adventskalenderinnereien sowie Bier und Geschenke aus der Mariahilfkirche, die als Zwischenlager fungierte, in die Herberge gebracht. Teamarbeit war angesagt. Bisher unbekannte Menschen packten an und brachten die Sachen zügig zur Weiterverarbeitung in die Herberge.
Bereits am Samstag wurden die ersten Lebensmittel geholt. PKWs fuhren teilweise das maximal zulässige Transportgewicht in unsere Küchen. Ständig wurde abgeholt, abgeladen, sich geholfen, wenn es doch mehr war als man sich vorstellen hat können. Privatleute kamen mit Lebensmittelspenden an. Die Lebensmitteltürme wurden höher und höher. Was anmutete wie ein Chaos war das Zusammenwirken von Menschen. Jeder bringt ein, was er kann.
Danke @Kathrin, Uwe, Kai, Sally, Kathrin, Lina, Marcus, Marie, Markus, Nicola, Hauke, Nina, Rike, Sabine, Susanne und Tina, dass ihr alles möglich gemacht habt.
Während Andrea in der Herberge herzhafte Leckereien zauberte, eröffnete Sarah die Süßküche im Saal. Die Backöfen wurden angeschmissen und waren unterschiedlich aber ständig gefüllt.
Danke an Birgit und Gunter, die trotz Regen das Viertel pflasterten. Einige Gäste erzählten, dass sie den Flyer an der Laterne sahen und so zu uns fanden.
In der Herberge wurde weiter gewerkelt: Menükarten und Wegweiser wurden liebevoll geschrieben, Gemüse und Obst geschnibbelt, Soßen zusammengemischt, Gänse und Enten vorbereitet und in die Öfen geschoben, Geschenke zusammengepackt, Tannenbäume gerettet, dekoriert, u.v.m. Danke @Gabi, Angelika, Ricarda, Max, Helma und Schwester, Evi, Ella Mae, Manuela, Rike, Sarah, Lilo, Nina, Seda, Renate, Elif, Hauke, Mark, Max, mehrere Andrea, Markus, Stefan, Margret, Manuela, Timm, Nina und Freundin, Bernhard, Susanne, Marie, Barbara, Kathrin, Annie, Laurent, Vincent, Winifred, Eckart, Sandra, Birgit, Sylvie, Pia und all die Helfer, die ich hier nicht namentlich genannt habe, weil die Jahresenddemenz mich grad trifft.
Ein großer Spaß für Kinder und Valerie war es die Schokokugeln aus den Adventskalendern zu lösen. Die Kisten füllten sich. Die Augen leuchteten.
Es ist eine Heidenarbeit geprägt von Unsicherheiten, die voller Aufregung auf eine Frist zuläuft: 24.12. 18 Uhr. Am 23.12. endet der Tag mit lauter losen Enden. Am 24.12. ist die Nervösität allgegenwärtig. Und alles funktioniert nur, weil man den Menschen vertraut und ihnen (mehr) zutraut – als sie es manchmal selbst tun. Denn dann wachsen sie über sich hinaus und bringen ihren Teil ein. Und da die Summe mehr ist als alle Einzelteile, entsteht genau hier die Magie, die das Heiligabendessen so unvergesslich macht. Und für einen Moment sind wir Familie, die gemeinsam lacht, feiert und sich auf das nächste Mal freut.
An diese 2 Tage werde ich mich ewig erinnern – ein kleiner Moment, der mir viel bedeutet. Danke an alle, die das möglich machten sowie an:
@Fabian für deine Unterstützung bei der Vorbereitung und dir und deinen Kollegen für die großzügige Spende.
@Henning, Jon, Marie, Max, Mark, Marcus, Robert, Stephan, Hauke und Timm mit Heldencape. Ihr seid Helden u.a. des OpenAir-Supermarkts for free und habt über 100 Menschen an Weihnachten glücklich gemacht.
@Nina und Sandra für die Getränkespenden, das Geschenkeeinpacken u.v.m.
@Kathrin, Andrea und Birgit fürs Mit-Aufräumen, doch nicht nur. Sondern auch für die inspirierenden Gespräche und die Hilfe, wo sie gebraucht wurde.
@Pia fürs Eingreifen und Durchgreifen.
@Andreas für deine Transporthilfe – egal wie groß die Paletten sind.
@die Geschenke-Einpacker, die beharrlich jede Spende liebevoll einpackten.
@Robert u.a. für deine Musik, die alle im Saal in Stimmung versetzte und deine spontanten Tuschs.
@alle Helfer, die mit Herz, Hirn und Rückgrat halfen.
@Sarah: Du beeindruckst mich – egal in welcher Verfassung du bist und wie das Wetter oder die Uhrzeit ist – du fährst Fahrrad – 1 Stunde bis nach Hause. Von deiner Stärke eine Küche zu bespielen ganz zu schweigen. Danke, dass du dabei bist.
@Andrea: Du bist eine Wahnsinnsfrau, die alles mit Leidenschaft tut und ein Megavorbild. Als Veganerin brätst du die leckersten Enten und Gänse und stemmst es ein Essen für 270 Menschen in 2 Tagen vor- und zuzubereiten. Am meisten freue ich mich auf den Absacker am Ende oder Zwischendurch (was für ein Fehler! ?)
@Markus: Deine Kreativität und Struktur hat uns soviel weiter gebracht. Deine Gelassenheit und Hilfsbereitschaft ist allgegenwärtig – und bringt sogar den beharrlichen letzten Gast zufrieden nach Hause.
@Kathrin, deine Familie und Markus: Auch, wenn ihr dieses Jahr körperlich nicht anwesend ward, ward ihr in unseren Herzen. Danke für die letzten Jahre.
Ein großes Dankeschön geht auch an:
- Meinen Mann Hauke, der mir immer den Rücken freihält. Es stimmt: Der Erfolg und das Glück einer Frau entscheidet sich mit dem Partner, den sie hat. Danke für deine Geduld und deine Unterstützung – egal wie verrückt die Idee erscheint.
- Meiner Mama, die seit 5 Jahren anpackt wo sie kann und in Kauf nimmt, dass am nächsten Tag alles schmerzt.
- Meinen Bruder Deniz, der jedes Jahr sein Herz an eine wunderschöne Frau verliert. Er lebt das Fest der Liebe sprichwörtlich – und erholt sich jedes Mal wieder.
- Auch vor dem Pfarrer der Mariahilfkirche Michael Schlosser verbeuge ich mich zutiefst. Er lebt Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Hingabe. Vor Allem seinem Mut verdanke ich die Möglichkeit, dass wir hier seit 5 Jahren das Heiligabendessen durchführen können – und damit einen Ort zu schaffen, an dem alle für 2 Stunden am 24.12. gleich sind. Danke! Selbst zu seiner arbeitsintensivsten Zeit um Weihnachten rum findet er immer eine Lösung für alle Herausforderungen und bereichert unser Fest jedesmal mit gesegneten Worten und traditionellen Liedern.
- Ein großes Dankeschön auch an Frau Pronold. Geduld, Struktur und Gelassenheit sind ihre Stärken, mit denen sie für jede Spontanität Zeit und für jede Frage eine Antwort findet.
- An Franz, der seit der ersten Stunde dabei ist und uns in allem unterstützt – sei es mit Spenden, mit einem Anhänger für alle Fälle oder nächstes Jahr mit einem Zelt – inspirierende Lebensgeschichten inklusive.
- Danke auch an alle Foodsaver von Foodsharing München mit angrenzenden Kreisen e.V., die uns Lebensmittel brachten, die sie retteten. Ihr macht das ganze Jahr über eine so wichtige Arbeit – denn Lebensmittelretten ist Weltretten. Das klingt heroisch-romantisch? Dann schaut mal hier: drawdorn.org. Dort findet ihr die 100 wirksamsten Maßnahmen in der Klimakrise – aufgestellt von Wissenschaftlern und Klimaaktivisten. Top3 ist Lebensmittelverschwendung eliminieren.
Danke an mehr als 50 Helfer: Ihr seid es, die diesen Abend so wundervoll machen.
Danke auch an unsere Sponsoren, die uns mit Spenden jeglicher Art unterstützt haben:
Mariahilfkirche, St. Franziskanus, Marias Platzl, Wirtshaus Ayinger in der Au, PosterXXL, Franz Bräu, Metro Brunnthal plus zwei weitere Filialen, Münchner Basic Filialen, die Edeka Ernst-Familie, VoKü München, Telefonica O2, Tuppa Backshop, Munich StartUp, Allraund, Katholischer Männerfürsorgeverein e.V., Fruitiverse und an alle privaten Spender.
Mit eurer Unterstützung konnten wir mit der Lebensmittelabholung und dem Heiligabendessen 400 Menschen versorgen und ihnen einen Moment der Freude geben.
Danke auch an die Süddeutsche Zeitung, Hallo München und die Abendzeitung sowie die Pfarrzeitung der Mariahilfkirche sowie die Radiosender, die unser Essen verbreitet haben.
Danke an alle Gäste, die seit Jahren immer wieder kommen und auch dieses Jahr wieder kamen als auch an die „Neuen“, und gemeinsam mit uns Heiligabend verbrachten und lebten, dass wir alle für 2 Stunden gleich waren. Dies hat mich am meisten gefreut zu sehen, dass jeder sich mit jedem unterhielt – auch wenn man sich vorher nicht kannte, aber so eine Familiarität spürte und tolle Gespräche hatte. Denn damit ist aller Einsatz belohnt.
Es braucht Mut aus seinen Traditionen und Dämonen auszubrechen, die einen an Heiligabend einholen. Danke, dass wir euch unsere Gäste nennen dürfen und ihr mit eurer Anwesenheit auch uns ein wunderschönes Weihnachten beschert.
Und nun mache ich allen noch ein Geschenk, das ich mir selbst diesen Jahr gemacht habe. Unseren Kindern haben wir schon vor Jahren gesagt, dass wenn sie einmal lesen können, sich eine Welt öffnet, die unvorstellbar ist: Hier kommt eine Auflistung der Bücher, die mich 2019 begleitet haben und mich zu einer entspannteren, aufmerksameren, fokussierteren – einer besseren Version meiner Selbst gemacht haben:
– One Billion Dollar: Andreas Eschbach – Sie sind ein Genie. Vielen Dank für diese 818 Mrd. Seiten, von denen keine zu viel ist. Danke an Karsten für diese Empfehlung.
– Rich dad poor dad: Robert Kiyosaki – er gibt die Kontrolle über sein Leben zurück.
– Warum Reiche reicher werden: Robert Kiyosaki – ein tolles Follow-Up Buch.
– The miracle morning: Hal Elrod – für die Morgenroutine, die einen wach in den Tag starten lässt.
– Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte: Robin Sharma – eine tolle Geschichte.
– Die Seele will frei sein und Experiment Hingabe von Michael Fischer: Der mir meine Verrückte in mir vorstellte.
– Werde übernatürlich: Joe Dispenza – für das Entdecken seiner Meditationstechnik und einer tollen Gehmediations-Community im Englischen Garten.
– The Secret: Rhonda Byrne – finde die Verbundenheit mit dem allwissenden Universum.
– Big Heart Ventures: Tina Ruseva – für alle, die ihren Antrieb aus tiefstem Herzen spüren oder suchen.
– Denke nach und werde reich: Napoleon Hill: Einfach ein Klassiker.
– Jedes Kind muss Heimat finden: Stefanie Stahl – wer braucht schon eine Therapie, wenn er ein Buch lesen kann?
– Ihr habt keinen Plan – darum machen wir einen – zur Vorbereitung für meinen Plan.
– Und ein Tipp für den Realkrimi auf Youtube: Michael Moore – The hidden secrets of money
Viel Spaß beim Lesen und dem Entdecken neuer Welten!
Und um es mit meinem Motto für 2020 zu schließen:
Be MacGyver in 2020 – partner with the universe and make all happen.
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